Kapitel 4 - Installation von Debian GNU/Linux 1.3
Konfiguration Ihres Rechners
Vor der eigentlichen Linux-Installation gibt es einige Dinge, die Sie
überprüfen sollten. Lesen Sie deshalb bitte die folgende Abschnitte
und kontrollieren Sie Ihre Hardware entsprechend.
Zuerst sollten Sie sich entscheiden auf welche Festplatte Sie Ihr
Linux System installieren wollen. Sie haben ja die Daten dieser
Festplatte zusammen mit denen der anderen Platten schon gesichert -
oder?
Ihr Motherboard verfügt wahrscheinlich über ein BIOS Setup-Menü. Bei
manchen Rechnern wird dieses Menü durch die Betätigung der Entf-Taste
(Del) aktiviert. Andere benötigen eine spezielle SETUP Diskette oder
nutzen andere Mechanismen zur Aktivierung. Können Sie in das BIOS
Setup-Menü gelangen, so können Sie die in den nächsten Abschnitten
vorgestellten Eigenschaften einstellen.
Viele BIOS Setup-Menüs gestatten die Einstellung, von welchem Laufwerk
aus das System gestartet werden soll. Da Sie Linux mit Disketten
installieren wollen, sollte zuerst vom ersten Diskettenlaufwerk
(a:
) und dann von der ersten Festplatte
(c:
) der Bootvorgang ermöglicht werden.
Bei manchen Rechnern wird zwischen Extended oder Expanded Memory
unterschieden. Da Linux nur den Extended Memory nutzen kann, sollten
Sie dieser Speicherverwaltungsart soviel RAM wie möglich zuweisen.
Schalten Sie bitte die Warnungen Ihres BIOS vor Viren ab. Besitzen Sie
andere Hardware, die den Schutz vor Viren übernimmt, so schalten Sie
sie bitte ab, wenn Sie Linux benutzen wollen. Ist dies nicht möglich,
so entfernen Sie sie bitte aus dem System. Diese Erweiterungen
arbeiten nicht mit Linux zusammen. Linux verwendet außerdem eine
bessere Methode, um sie vor Viren zu schützen (siehe Abschnitt Eingeben des Root-Passworts, section 7.20).
Ihr Motherboard bietet Ihnen wahrscheinlich die Möglichkeit
sogenanntes Shadow Ram zu nutzen. Sie werden Einstellungen für ``Video
BIOS Shadow'', ``C800-CBFF Shadow'', etc. finden. Schalten Sie bitte
alle diese Optionen aus (Disable). Shadow Ram wird dazu benutzt den
Zugriff auf die ROMs, der Nur-Lese-Speicher, Ihres Systems zu
beschleunigen. Linux umgeht die Benutzung dieser ROMs nachdem es
gebootet ist und ersetzt diese 16-Bit Software durch seine eigenen
schnelleren 32-bittigen Programme. Das Ausschalten des Shadow Rams
gibt einige diese Speicherbereiche zur normalen Nutzung durch andere
Programme frei. Aktivieren Sie das Shadow Ram dagegen, so
kann es zu unerwünschten Überschneidungen mit dem
Hardwarezugriff durch Linux kommen und damit zu unnötigen
Systemabstürzen führen.
Bietet Ihr Motherboard Advanced Power Management (APM), so
konfigurieren Sie es bitte so, daß das Power Management vom APM
kontrolliert wird. Schalten Sie die doze, standby, suspend, nap und
sleep modes genauso aus wie die power-down timer der Festplatte (hard
disk). Linux kann all diese Einstellungen selber viel besser
überwachen und entsprechend reagieren als es das BIOS vermag. Die
Version des Betriebssystemkerns auf den Installationsdisketten
unterstützt APM nicht, da es auf einem Laptop zu Abstürzen
kam. Nachdem Sie jedoch das Linux-Basissystem installiert haben,
können Sie das Source-Paket des Kerns (kernel-source)
aufspielen und sich einen eigenen Betriebssystemkern erstellen, den Sie
dann genau an Ihre Vorstellungen anpassen können, also z.B. auch mit
APM.
In vielen Rechnern gibt es einen Turbo-Schalter, mit dem die
Geschwindigkeit der CPU eingestellt werden kann. Dieser Schalter
sollte auf die höhere Geschwindigkeit gestellt werden. Soweit es das
BIOS erlaubt, sollte die eventuell vorhandene Möglichkeit, per
Software den Turbo-Schalter oder die CPU-Geschwindigkeit zu verändern,
ausgeschaltet werden und die höhere CPU-Taktrate festgelegt
werden. Wir hatten einen Bericht, dem zufolge Linux in einem
speziellem System durch das sogenannte auto-probing, also dem
Ermitteln der vorhandenen Hardware durch den Linux-Kern, versehentlich
der Software-Geschwindigkeitsschalter bedient wurde.
Es wird immer wieder versucht die CPU höher zu takten als vorgesehen,
also beispielsweise einen 90 MHz Prozessor mit 100 MHz zu
betreiben. Manchmal funktioniert es, aber es ist immer abhängig von
der Umgebungstemperatur und anderen Faktoren und kann das System in
Mitleidenschaft ziehen. Auch der Autor dieses Dokuments übertaktete
über ein Jahr seinen Prozessor. Dann brach der Compiler gcc beim
Übersetzen des Linux Kerns überraschend ab. Das Zurückstellen der
Taktfrequenz beseitigte das Problem wieder.
Der Compiler gcc verwendet große Datenstrukturen, die er regelmäßig
durchläuft. Deswegen bewirken defekte Speicher oder andere
Hardwareprobleme, die Daten verändern, daß der gcc illegale Befehle
ausführt oder auf nicht existente Adressen zugreift und seine Arbeit
mir der Meldung ``unexpected signal'' beendet.
Sehr gute Motherboards unterstützen Parity-RAMs und können dadurch
fehlerhafte RAM-Bausteine bemerken. Leider gibt es keine Möglichkeit
den entdeckten Fehler zu beseitigen. Deshalb stürzen diese Boards nach
einer entsprechenden Meldung auch ab. Trotzdem ist dies natürlich
besser, als wenn Daten unbemerkt verändert werden. Deshalb werden
hochwertige Systeme auch mit echten Parity-RAMs ausgestattet.
In manchen Computer-Geschäften werden sogenannte ``virtuell''
Parity SIMMs anstelle von echten angeboten. Diejenigen
mit virtueller Parity können manchmal daran erkannt werden, daß ein
extra Chip kleiner ist als die anderen. Sie funktionieren genauso wie
normale SIMMs und können keine einzelnen Bitfehler im Speicher
erkennen.
Für virtuelle Paritys lohnt es sich also nicht mehr Geld
auszugeben. Dagegen dürfen SIMMs mit echter Parity etwas mehr kosten,
da sie je 8 Bit Speicher ein Bit für die Überprüfung der Parität
bereitstellen.
Sind echte Parity-SIMMs vorhanden und werden sie vom Motherboard
unterstützt, so sollte sichergestellt werden, daß die Parameter im
BIOS so eingestellt werden, daß das Motherboard einen Interrupt
auslöst, wenn es einen Speicherfehler entdeckt.
Einige Nutzer mit Cyrix CPUs müssen während der Installation den Cache
in ihren Systemen ausschalten, weil das Diskettenlaufwerk ansonsten
Fehler anzeigt. Nach der Installation sollte sichergestellt werden,
daß der Cache wieder eingeschaltet wird, da der Rechner sonst
deutlich langsamer ist.
Wir denken nicht, daß dies unbedingt ein Fehler der Cyrix CPU ist. Es
kann sein, daß es für Linux eine Möglichkeit gibt, dieses Verhalten zu
umgehen. Wir werden dieses Problem im Auge behalten. Für die
technisch Versierten: wir vermuten ein Problem mit dem Cache, der nach
einem Wechsel von 16-Bit zu 32-Bit Code ungültig ist.
Wir haben verschiedene Berichte, daß Debian gut (und sehr
schnell) auf Systemen mit zwei (oder mehr) Pentium oder PentiumPro
Prozessoren auf dem gleichen Motherboard läuft. Um die Vorteile
mehrerer Prozessoren nutzen zu können, muß das kernel-source
Paket installiert werden und der Kern mit Unterstützung für
symmetrisches Multiprozessoring (SMP) erneut übersetzt werden. Zur
Zeit (Kernel Version 2.0.30) muß das Makefile in der obersten
Verzeichnisebene der Kernelsourcen so editiert werden, daß die Zeile
``SMP=1'' auskommentiert wird. Soll Software auf einem
Multiprozessorsystem übersetzt werden, so sollte die ``-j'' Option in
der Dokumentation von make Beachtung finden.
Bietet Ihnen das BIOS eine Einstellung wie ``15-16 MB Memory Hole'', so
schalten Sie das bitte aus. Linux geht davon aus, daß sich an dieser
Stelle wirklich Speicher befindet, jedenfalls wenn Sie soviel RAM
haben.
Bei einem Intel Endeavor Motherboard gibt es eine Option mit dem Namen
``LFB'' oder ``Linear Frame Buffer'', die die zwei
Auswahlpunkte ``Disabled'' und ``1 Megabyte''
besitzt. Wählen Sie ``1 Megabyte'' aus. Als
``Disable'' eingestellt war, wurde die Installationsdiskette
nicht richtig eingelesen und es kam teilweise zu Systemabstürzen. Zur
Zeit können wir das Verhalten nicht erklären, aber es funktioniert so
und nicht anders.
Einige Erweiterungskarten bieten Ihnen die Einstellung ``mapped
memory'' an. Dabei ist festzulegen wohin bestimmte
Speicherbereiche der Karte im Hauptspeicher eingeblendet werden
sollen. Geeignete Angaben liegen zwischen 0xA0000 und 0xFFFFF, also
zwischen 640 kB bis 1 MB, oder aber mindestens 1 MB oberhalb des
gesamten physikalischen Hauptspeichers.
Ein beunruhigender Trend ist die rasante Verbreitung von Windows
Modems und Druckern. In einigen Fällen sind sie besonders für den
Betrieb durch das Microsoft Windows ausgelegt und tragen die
Aufschrift ``Made especially for Windows-based computers'' oder
``GDI-...''. Dies wird im Allgemeinen durch das Entfernen eines
eigenen Prozessors in der Hardware erreicht. Seine Aufgaben werden
dann einem Windows-Treiber und damit dem Hauptprozessor des Computers
aufgebürdet. Ziel dieses Vorgehens ist die Verringerung der
Hardwarekosten. Häufig werden diese Einsparungen aber nicht an den
Kunden weitergegeben. Manchmal ist solche Hardware sogar teurer als
ähnliche Geräte mit eigener ``Intelligenz''.
Es gibt zwei Gründe, die gegen die Verwendung von Windows-spezifischer
Hardware sprechen. Der erste ist, daß die Hersteller im Allgemeinen
keine Treiber für Linux entwickeln. Auch ist es schwierig oder
unmöglich freie Treiber zu erstellen, weil entweder keine
Dokumentation der Schnittstellen verfügbar ist oder sie mit einer
Geheimhaltungsklausel belegt ist, die eine Veröffentlichung des
Treiber-Quellcodes verbietet. Der zweite Grund liegt im Fehlen des
eingebauten Prozessors. Häufig muß das Gerät in Echtzeit vom
Hauptprozessor bedient werden. In dieser Zeit steht er den anderen
Programmen auf dem System nicht zur Verfügung. Der typische
Windows-Benutzer nutzt seinen Computer nicht so für verschiedene
Prozesse, wie es ein Linux-Nutzer tut. Deshalb hoffen die Hersteller,
daß der Windows-Anwender nicht bemerkt, welche zusätzliche Arbeit sein
Prozessor verrichten muß. Tatsache bleibt aber, daß jedes
Multitasking-Betriebssystem, also auch Windows 95 oder NT, Teile
seiner Gesamtleistungsfähigkeit einbüßt, wenn Gerätehersteller auf
Prozessorleistung in Ihren Produkten verzichten.
In dieser Situation können Sie helfen, indem Sie die Hersteller
auffordern Dokumentationen usw. zu veröffentlichen, um ihre Hardware
programmieren zu können. Noch besser ist es jedoch auf solche Hardware
ganz zu verzichten bis sie in der Hardwarekompatibilitätsliste
(``Linux Hardware Compatibility HOWTO'' - siehe Anhang Hardwarekompatibilitätsliste (``Linux Hardware Compatibility HOWTO''), section 10.2) als funktionsfähig bezeichnet wird.
Einige Hardwarehersteller teilen uns einfach nicht mit, wie Treiber
für ihre Hardware geschrieben werden können. Andere gewähren keinen
Zugriff auf die Dokumentation, wenn nicht eine Geheimhaltungserklärung
abgeschlossen wird, der die Veröffentlichung des Quellcodes für Linux
untersagt. Ein Beispiel ist das DSP Sound-System, das in neueren IBM
ThinkPads verwendet wird und in einigen Geräten auch als Modem
eingesetzt wird. Solange kein Zugriff auf die Dokumentation dieser
Geräte besteht, werden sie unter Linux nicht genutzt werden
können. Auch hier können Sie auf den Hersteller einwirken, daß er die
Dokumentation veröffentlicht. Wenn genug Leute danach fragen, werden
sie merken, daß Linux ein für sie wichtiger Markt ist. Die
Hardwarekompatibilitätsliste (``Linux Hardware Compatibility HOWTO'' -
siehe Anhang Hardwarekompatibilitätsliste (``Linux Hardware Compatibility HOWTO''), section 10.2) beschreibt, zu welcher
Hardware es Linux-Treibern gibt.
Installation von Debian GNU/Linux 1.3
- Copyright © 1996 Bruce Perens
(bruce@pixar.com), 1996, 1997 Sven Rudolph
(sr1@inf.tu-dresden.de) und 1996-1998 Christian
Leutloff (leutloff@debian.org). Dieses Dokument darf im
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v1.3d
vom 22. Januar 1998
Christian Leutloff leutloff@debian.org
Bruce Perens bruce@pixar.com
Sven Rudolph sr1@inf.tu-dresden.de