Kapitel 4 - Installation von Debian GNU/Linux 1.3
Konfiguration Ihres Rechners

Vor der eigentlichen Linux-Installation gibt es einige Dinge, die Sie überprüfen sollten. Lesen Sie deshalb bitte die folgende Abschnitte und kontrollieren Sie Ihre Hardware entsprechend.

4.1 Festplatten

Zuerst sollten Sie sich entscheiden auf welche Festplatte Sie Ihr Linux System installieren wollen. Sie haben ja die Daten dieser Festplatte zusammen mit denen der anderen Platten schon gesichert - oder?

4.2 BIOS Setup-Menü

Ihr Motherboard verfügt wahrscheinlich über ein BIOS Setup-Menü. Bei manchen Rechnern wird dieses Menü durch die Betätigung der Entf-Taste (Del) aktiviert. Andere benötigen eine spezielle SETUP Diskette oder nutzen andere Mechanismen zur Aktivierung. Können Sie in das BIOS Setup-Menü gelangen, so können Sie die in den nächsten Abschnitten vorgestellten Eigenschaften einstellen.

4.2.1 Boot-Laufwerk bestimmen

Viele BIOS Setup-Menüs gestatten die Einstellung, von welchem Laufwerk aus das System gestartet werden soll. Da Sie Linux mit Disketten installieren wollen, sollte zuerst vom ersten Diskettenlaufwerk (a:) und dann von der ersten Festplatte (c:) der Bootvorgang ermöglicht werden.

4.2.2 Extended oder Expanded Memory (Speicher)

Bei manchen Rechnern wird zwischen Extended oder Expanded Memory unterschieden. Da Linux nur den Extended Memory nutzen kann, sollten Sie dieser Speicherverwaltungsart soviel RAM wie möglich zuweisen.

4.2.3 Virenschutz

Schalten Sie bitte die Warnungen Ihres BIOS vor Viren ab. Besitzen Sie andere Hardware, die den Schutz vor Viren übernimmt, so schalten Sie sie bitte ab, wenn Sie Linux benutzen wollen. Ist dies nicht möglich, so entfernen Sie sie bitte aus dem System. Diese Erweiterungen arbeiten nicht mit Linux zusammen. Linux verwendet außerdem eine bessere Methode, um sie vor Viren zu schützen (siehe Abschnitt Eingeben des Root-Passworts, section 7.20).

4.2.4 Shadow Ram

Ihr Motherboard bietet Ihnen wahrscheinlich die Möglichkeit sogenanntes Shadow Ram zu nutzen. Sie werden Einstellungen für ``Video BIOS Shadow'', ``C800-CBFF Shadow'', etc. finden. Schalten Sie bitte alle diese Optionen aus (Disable). Shadow Ram wird dazu benutzt den Zugriff auf die ROMs, der Nur-Lese-Speicher, Ihres Systems zu beschleunigen. Linux umgeht die Benutzung dieser ROMs nachdem es gebootet ist und ersetzt diese 16-Bit Software durch seine eigenen schnelleren 32-bittigen Programme. Das Ausschalten des Shadow Rams gibt einige diese Speicherbereiche zur normalen Nutzung durch andere Programme frei. Aktivieren Sie das Shadow Ram dagegen, so kann es zu unerwünschten Überschneidungen mit dem Hardwarezugriff durch Linux kommen und damit zu unnötigen Systemabstürzen führen.

4.2.5 Advanced Power Management

Bietet Ihr Motherboard Advanced Power Management (APM), so konfigurieren Sie es bitte so, daß das Power Management vom APM kontrolliert wird. Schalten Sie die doze, standby, suspend, nap und sleep modes genauso aus wie die power-down timer der Festplatte (hard disk). Linux kann all diese Einstellungen selber viel besser überwachen und entsprechend reagieren als es das BIOS vermag. Die Version des Betriebssystemkerns auf den Installationsdisketten unterstützt APM nicht, da es auf einem Laptop zu Abstürzen kam. Nachdem Sie jedoch das Linux-Basissystem installiert haben, können Sie das Source-Paket des Kerns (kernel-source) aufspielen und sich einen eigenen Betriebssystemkern erstellen, den Sie dann genau an Ihre Vorstellungen anpassen können, also z.B. auch mit APM.

4.2.6 Der Turbo-Schalter

In vielen Rechnern gibt es einen Turbo-Schalter, mit dem die Geschwindigkeit der CPU eingestellt werden kann. Dieser Schalter sollte auf die höhere Geschwindigkeit gestellt werden. Soweit es das BIOS erlaubt, sollte die eventuell vorhandene Möglichkeit, per Software den Turbo-Schalter oder die CPU-Geschwindigkeit zu verändern, ausgeschaltet werden und die höhere CPU-Taktrate festgelegt werden. Wir hatten einen Bericht, dem zufolge Linux in einem speziellem System durch das sogenannte auto-probing, also dem Ermitteln der vorhandenen Hardware durch den Linux-Kern, versehentlich der Software-Geschwindigkeitsschalter bedient wurde.

4.2.7 Übertakten der CPU

Es wird immer wieder versucht die CPU höher zu takten als vorgesehen, also beispielsweise einen 90 MHz Prozessor mit 100 MHz zu betreiben. Manchmal funktioniert es, aber es ist immer abhängig von der Umgebungstemperatur und anderen Faktoren und kann das System in Mitleidenschaft ziehen. Auch der Autor dieses Dokuments übertaktete über ein Jahr seinen Prozessor. Dann brach der Compiler gcc beim Übersetzen des Linux Kerns überraschend ab. Das Zurückstellen der Taktfrequenz beseitigte das Problem wieder.

4.2.8 Defekter Hauptspeicher (RAM)

Der Compiler gcc verwendet große Datenstrukturen, die er regelmäßig durchläuft. Deswegen bewirken defekte Speicher oder andere Hardwareprobleme, die Daten verändern, daß der gcc illegale Befehle ausführt oder auf nicht existente Adressen zugreift und seine Arbeit mir der Meldung ``unexpected signal'' beendet.

Sehr gute Motherboards unterstützen Parity-RAMs und können dadurch fehlerhafte RAM-Bausteine bemerken. Leider gibt es keine Möglichkeit den entdeckten Fehler zu beseitigen. Deshalb stürzen diese Boards nach einer entsprechenden Meldung auch ab. Trotzdem ist dies natürlich besser, als wenn Daten unbemerkt verändert werden. Deshalb werden hochwertige Systeme auch mit echten Parity-RAMs ausgestattet.


4.2.9 Fake oder ``virtuelle'' Parity RAMs

In manchen Computer-Geschäften werden sogenannte ``virtuell'' Parity SIMMs anstelle von echten angeboten. Diejenigen mit virtueller Parity können manchmal daran erkannt werden, daß ein extra Chip kleiner ist als die anderen. Sie funktionieren genauso wie normale SIMMs und können keine einzelnen Bitfehler im Speicher erkennen.

Für virtuelle Paritys lohnt es sich also nicht mehr Geld auszugeben. Dagegen dürfen SIMMs mit echter Parity etwas mehr kosten, da sie je 8 Bit Speicher ein Bit für die Überprüfung der Parität bereitstellen.

Sind echte Parity-SIMMs vorhanden und werden sie vom Motherboard unterstützt, so sollte sichergestellt werden, daß die Parameter im BIOS so eingestellt werden, daß das Motherboard einen Interrupt auslöst, wenn es einen Speicherfehler entdeckt.


4.2.10 Cyrix CPUs und Floppy Disk Errors

Einige Nutzer mit Cyrix CPUs müssen während der Installation den Cache in ihren Systemen ausschalten, weil das Diskettenlaufwerk ansonsten Fehler anzeigt. Nach der Installation sollte sichergestellt werden, daß der Cache wieder eingeschaltet wird, da der Rechner sonst deutlich langsamer ist.

Wir denken nicht, daß dies unbedingt ein Fehler der Cyrix CPU ist. Es kann sein, daß es für Linux eine Möglichkeit gibt, dieses Verhalten zu umgehen. Wir werden dieses Problem im Auge behalten. Für die technisch Versierten: wir vermuten ein Problem mit dem Cache, der nach einem Wechsel von 16-Bit zu 32-Bit Code ungültig ist.


4.2.11 Mehrere Prozessoren

Wir haben verschiedene Berichte, daß Debian gut (und sehr schnell) auf Systemen mit zwei (oder mehr) Pentium oder PentiumPro Prozessoren auf dem gleichen Motherboard läuft. Um die Vorteile mehrerer Prozessoren nutzen zu können, muß das kernel-source Paket installiert werden und der Kern mit Unterstützung für symmetrisches Multiprozessoring (SMP) erneut übersetzt werden. Zur Zeit (Kernel Version 2.0.30) muß das Makefile in der obersten Verzeichnisebene der Kernelsourcen so editiert werden, daß die Zeile ``SMP=1'' auskommentiert wird. Soll Software auf einem Multiprozessorsystem übersetzt werden, so sollte die ``-j'' Option in der Dokumentation von make Beachtung finden.

4.2.12 Weitere wichtige BIOS-Einstellungen

Bietet Ihnen das BIOS eine Einstellung wie ``15-16 MB Memory Hole'', so schalten Sie das bitte aus. Linux geht davon aus, daß sich an dieser Stelle wirklich Speicher befindet, jedenfalls wenn Sie soviel RAM haben.

Bei einem Intel Endeavor Motherboard gibt es eine Option mit dem Namen ``LFB'' oder ``Linear Frame Buffer'', die die zwei Auswahlpunkte ``Disabled'' und ``1 Megabyte'' besitzt. Wählen Sie ``1 Megabyte'' aus. Als ``Disable'' eingestellt war, wurde die Installationsdiskette nicht richtig eingelesen und es kam teilweise zu Systemabstürzen. Zur Zeit können wir das Verhalten nicht erklären, aber es funktioniert so und nicht anders.


4.3 Beachtenswerte Hardware-Einstellungen

Einige Erweiterungskarten bieten Ihnen die Einstellung ``mapped memory'' an. Dabei ist festzulegen wohin bestimmte Speicherbereiche der Karte im Hauptspeicher eingeblendet werden sollen. Geeignete Angaben liegen zwischen 0xA0000 und 0xFFFFF, also zwischen 640 kB bis 1 MB, oder aber mindestens 1 MB oberhalb des gesamten physikalischen Hauptspeichers.

4.4 Windows-spezifische Hardware

Ein beunruhigender Trend ist die rasante Verbreitung von Windows Modems und Druckern. In einigen Fällen sind sie besonders für den Betrieb durch das Microsoft Windows ausgelegt und tragen die Aufschrift ``Made especially for Windows-based computers'' oder ``GDI-...''. Dies wird im Allgemeinen durch das Entfernen eines eigenen Prozessors in der Hardware erreicht. Seine Aufgaben werden dann einem Windows-Treiber und damit dem Hauptprozessor des Computers aufgebürdet. Ziel dieses Vorgehens ist die Verringerung der Hardwarekosten. Häufig werden diese Einsparungen aber nicht an den Kunden weitergegeben. Manchmal ist solche Hardware sogar teurer als ähnliche Geräte mit eigener ``Intelligenz''.

Es gibt zwei Gründe, die gegen die Verwendung von Windows-spezifischer Hardware sprechen. Der erste ist, daß die Hersteller im Allgemeinen keine Treiber für Linux entwickeln. Auch ist es schwierig oder unmöglich freie Treiber zu erstellen, weil entweder keine Dokumentation der Schnittstellen verfügbar ist oder sie mit einer Geheimhaltungsklausel belegt ist, die eine Veröffentlichung des Treiber-Quellcodes verbietet. Der zweite Grund liegt im Fehlen des eingebauten Prozessors. Häufig muß das Gerät in Echtzeit vom Hauptprozessor bedient werden. In dieser Zeit steht er den anderen Programmen auf dem System nicht zur Verfügung. Der typische Windows-Benutzer nutzt seinen Computer nicht so für verschiedene Prozesse, wie es ein Linux-Nutzer tut. Deshalb hoffen die Hersteller, daß der Windows-Anwender nicht bemerkt, welche zusätzliche Arbeit sein Prozessor verrichten muß. Tatsache bleibt aber, daß jedes Multitasking-Betriebssystem, also auch Windows 95 oder NT, Teile seiner Gesamtleistungsfähigkeit einbüßt, wenn Gerätehersteller auf Prozessorleistung in Ihren Produkten verzichten.

In dieser Situation können Sie helfen, indem Sie die Hersteller auffordern Dokumentationen usw. zu veröffentlichen, um ihre Hardware programmieren zu können. Noch besser ist es jedoch auf solche Hardware ganz zu verzichten bis sie in der Hardwarekompatibilitätsliste (``Linux Hardware Compatibility HOWTO'' - siehe Anhang Hardwarekompatibilitätsliste (``Linux Hardware Compatibility HOWTO''), section 10.2) als funktionsfähig bezeichnet wird.


4.5 Andere ungeeignete Hardware

Einige Hardwarehersteller teilen uns einfach nicht mit, wie Treiber für ihre Hardware geschrieben werden können. Andere gewähren keinen Zugriff auf die Dokumentation, wenn nicht eine Geheimhaltungserklärung abgeschlossen wird, der die Veröffentlichung des Quellcodes für Linux untersagt. Ein Beispiel ist das DSP Sound-System, das in neueren IBM ThinkPads verwendet wird und in einigen Geräten auch als Modem eingesetzt wird. Solange kein Zugriff auf die Dokumentation dieser Geräte besteht, werden sie unter Linux nicht genutzt werden können. Auch hier können Sie auf den Hersteller einwirken, daß er die Dokumentation veröffentlicht. Wenn genug Leute danach fragen, werden sie merken, daß Linux ein für sie wichtiger Markt ist. Die Hardwarekompatibilitätsliste (``Linux Hardware Compatibility HOWTO'' - siehe Anhang Hardwarekompatibilitätsliste (``Linux Hardware Compatibility HOWTO''), section 10.2) beschreibt, zu welcher Hardware es Linux-Treibern gibt.
Installation von Debian GNU/Linux 1.3 - Copyright © 1996 Bruce Perens (bruce@pixar.com), 1996, 1997 Sven Rudolph (sr1@inf.tu-dresden.de) und 1996-1998 Christian Leutloff (leutloff@debian.org). Dieses Dokument darf im Rahmen der GNU General Public License vertrieben werden.
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v1.3d vom 22. Januar 1998
Christian Leutloff leutloff@debian.org
Bruce Perens bruce@pixar.com
Sven Rudolph sr1@inf.tu-dresden.de